ÖKO-TEST testet Falträder – mit fragwürdigen Ergebnissen
In ihrer neuesten Ausgabe hat ÖKO-TEST Falträder mit in ihr Testlabor genommen. Die Ergebnisse sind – vorsichtig formuliert – interessant. Wir haben uns den Test genauer angesehen.
Öko-Test: Falträder oft mangelhaft
Tests von unabhängigen Instituten sind eigentlich eine gute Sache: sie informieren ohne Werbung und schützen Verbraucher. Wie wichtig sie für Kunden und Hersteller wirklich sind, zeigt sich nicht zuletzt in den „Testsieger“-Logos auf den ausgezeichneten Produkten und den Kontroversen um schlechte Ergebnisse. Doch genau hier müssen wir beim ÖKO-TEST zum Thema Falträder einhaken. Denn leider sind nicht nur die Testergebnisse enttäuschend. Auch der Testbericht selber ist es.
Für die schlechte Bewertung waren insbesondere drei Aspekte verantwortlich: Schadstoffe in den Handgriffen und im Sattel, Bruchstellen beim Belastungstest und schlechte Bremswirkungen. Die Redaktion stellt den kleinen Rädern fast durchweg schlechte Noten aus. Aber wie realitätsnah sind diese Tests wirklich?
1. Schadstoffe in den Griffen
Dieser Punkt ist die Kernkompetenz des Fachmagazins und daher unantastbar. Die Verwendung von Stoffen wie Diethylhexylphthalat (DEHP), Dioktylzinn oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen sollte vermeidbar sein. Sie wirken toxisch, hormonell oder können Krebs erregen, auch wenn die Werte unter den selbst auferlegten Richtlinien der Branche liegen. ÖKO-TEST hat einen strengeren Maßstab, geben aber gleichzeitig zu, dass von den Griffen und Sätteln keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Schön ist das trotzdem nicht. Wer möchte, der kann schnell alternative Griffe und Sättel anbauen und sein Faltrad damit „ökosicher“ machen.
2. Bruchstellen im Belastungstest
Auch hier machen die Tester unschöne Entdeckungen: Beim B-Fold 300, Prophete Geniesser 1.21 und Tern Link C7i rissen oder brachen beim Belastungstest verschweißte Nähte im Rahmen. Ein echtes Sicherheitsrisiko, das zwangsläufig die Bewertung „ungenügend“ nach sich zieht. Auffällig ist hier, dass insbesondere das B-Fold und das Prophete mit 160 und 244 Euro doch verdächtig günstig sind…
3. Die Bremswirkung
An dieser Stelle wird es problematisch – für die Tester. Denn ÖKO-TEST hat die Falträder unter Laborbedingungen getestet. Bei trockenen und nassen Umgebungen wurde die Bremswirkung gemessen, wobei nur drei der neun Räder ausreichende Leistungen zeigten.
Brompton beispielsweise testet allerdings nicht im Labor, sondern auf freier Strecke. Dabei wurden die Anforderungen an die Bremsen stets erfüllt und wir persönlich sind immer sehr zufrieden gewesen. Selbst 50 km/h bergab war die Bremsleistung kein Problem, als wir mit dem Brommie durch Sardinien gefahren sind.
Wie auch immer man zu den Laborergebnisse steht, Brompton selber macht keine Kompromisse: Ab sofort werden die Räder mit neuen Bremsbelägen ausgeliefert. Für alle Bromptons, die ihr ab März 2016 bei uns gekauft habt, könnt ihr kostenlos neue Beläge bei uns bekommen, sobald die Lieferung aus der Zentrale eingetroffen ist.
Wie aussagekräftig ist der Testbericht wirklich?
Es ist einerseits schön zu sehen, dass Falträder durch ÖKO-TEST oder andere Magazine in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Andererseits sind schädliche Materialien und brüchige Rahmen günstiger Falträder keine gute Werbung. Es bleibt die Frage, wie aussagekräftig solche Tests sind, wenn den Rädern „in puncto Fahrgefühl und Faltmechanismus“ (bis auf die Ausnahme des B-Fold 300) durchweg gute oder zufriedenstellende Verarbeitung attestiert werden.
Bei allem Verständnis für Schadstoffprüfungen und Bremstest ist dieser Punkt doch entscheidend. Die Sicht des Testlabors rechtfertig eine schlechte Bewertung, aber es zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der Falträder. Bremsen und Handgriffe können getauscht werden und stabile Rahmen namenhafter Hersteller gibt es ausreichend. So bleibt ein fader Nachgeschmack, weil uninformierte Leser die Ergebnisse möglicherweise nicht richtig interpretieren können. Dass einige Webseiten die Pressemitteilung unkommentiert übernehmen, hilft ebenso wenig. Wenn wir dann noch von „getesteten 20-Zoll-Rädern“ lesen, obwohl sowohl Brompton auf 16“ und das Birdy World auf 18“-Felgen läuft, dann sind wir als Faltradexperten und -fans doch etwas verwundert. So richtig alle Kritik auch ist, hätten wir uns doch eine bessere Einordnung der Ergebnisse gewünscht.
Uns und unseren Kunden ist jedenfalls noch nie ein Rahmen gebrochen oder ein Unfall wegen fehlender Bremskraft passiert. Ein breites Sortiment an Sätteln und Handgriffen, teilweise von ÖKO-TEST zertifiziert, deckt die übrigen Kritikpunkte ab. Wir fahren jedenfalls weiter mit viel Spaß und ohne Angst vor langen Bremswegen mit unseren Falträdern. Daran wird auch ÖKO-TEST nichts ändern…
Den gesamten Faltrad-Test findet ihr hier.
Link zum Velotech Gutachten/Prüfbericht (PDF): hier
Mit meinem Dahon bin ich schon deutlich an die Grenzen der Bremsfähigkeit gekommen. Und zwar nicht bei Stopps aus hohen Geschwindigkeiten, sondern bei längeren, steilen Abfahrten. Die kleinen 20″-Felgen können die entstehende Hitze einfach nicht ausreichend abführen, die Bremse überhitzt. Dass das bei 16″ Brompton grossartig anders ist kann ich mir nicht vorstellen.
Naja, halb so tragisch wenn mans weiss lassen sich solche Streckenstücke in der Tourenplanung vermeiden.