3 gute Gründe für mehr Fahrräder auf den Straßen!
Der Kampf zwischen Rad- und Autofahrern ist zäh, ein Ende leider kaum in Sicht. Die Situation in Deutschland ist sicher besser als in den USA, wo Fahrradfahrer gegen die SUV-liebenden Amerikaner keine Chance haben. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam sind uns aber so weit voraus, dass uns noch ein langer Weg bevor steht. Darum meinen wir, dass die Reaktion der Hamburger Handelskammer auf die fahrradfreundliche(re) Verkehrspolitik vollkommen unverständlich ist und noch viel mehr Fahrräder auf die Straße gehören!
Fahrradstadt Hamburg?
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist der Vorsatz der Hamburger Regierung, die Hansestadt fahrradfreundlicher zu gestalten. Mehr Radverkehr durch sichere Radwege, ein besser ausgebautes Wegenetz und eine besser Anbindung an den Nahverkehr sollen mehr Nordlichter vom Umstieg auf das Rad überzeugen. Die Retourkutsche der Hamburger Wirtschaft folgte und beschwor ganz bescheiden den Untergang des Wirtschaftsstandorts Hamburg herauf. Was die Wirtschaft eben so macht, wenn sie mit Fortschritt konfrontiert werden.
Eine gute Reaktion des ADFC folgte auf diesen Brandbrief und entkräftete angenehm entspannt die Kritik der Handelskammer und von Schwarz-Gelb. Denn Bange machen gilt nicht! Vor allem nicht vor dem Hintergrund falscher Annahmen wie etwa der Wirtschaftsfeindlichkeit von Radwegen. Die besten Argumente GEGEN den Brandbrief und FÜR mehr Räder auf der Straße sind ziemlich einleuchtend.
1. Radwege bringen wirtschaftlichen Nutzen
Lasst Sie uns mit ihren eigenen Waffen schlagen! Denn das Argument, mehr Radwege würden der Wirtschaftlichkeit der Stadt schaden, ist vollkommener Unsinn. Zahlreiche Studien beweisen das. Mehr Fahrradfahrer bedeutet mehr Kundschaft für die lokalen Geschäfte. Man erlebt die Stadt viel bewusster, die Lebensqualität steigt und man kauft dort ein, wo man gerade radelt. Mit dem Auto geht es doch meistens zum Supermarkt mit raumfressendem Parkplatz.
Ein weiteres Argument in diesem Zusammenhang sind die Steuern. Jeder Autokilometer kostet dem Steuerzahler 9 Cent, während jeder Fahrradkilometer ihm 16 Cent einspart, so der ADFC. In diese Rechnung fließen geringere Umweltbelastungen, niedrigere Kosten für Gesundheitsvorsorge und die Instandhaltung der Straßen ein. Und wer jetzt erzählt, dass Radfahrer auch eine Art Ersatz-KFZ-Steuer zahlen sollten, der sollte nochmal sein Physikbuch aufschlagen und sich überlegen, wie viel Schäden ein Radfahrer mit etwa 100 kg Gewicht im Vergleich zu einem Auto mit einer Tonne Gewicht macht… Oder es hier beim Urbanisten nachlesen.
Klingt sinnvoll. Selbst New York hat diese Argumente mittlerweile verstanden. Einige „Wirtschaftsexperten“ in Hamburg leider noch nicht.
2. Radwege führen zu mehr Sicherheit UND schneller fließendem Verkehr
Wer sich gegen gut ausgebaute Radwege ausspricht, gefährdet Leben. So einfach ist das. Schlecht einsehbare Radwege und eine für Radler ungünstige Verkehrslenkung fordern jährlich viele Tote. Allerdings wird lieber zum Kauf von Helmen ausgerufen, anstatt die Wurzel des Übels anzupacken.
Denn es geht hier keineswegs nur um verletzte Radfahrer. Autounfälle oder angefahrene Fußgänger sind ebenfalls direkt oder indirekt auf eine Infrastruktur zurückzuführen, die das Auto in allen Belangen bevorzugt. Erneut New York hat hier gute Ergebnisse mit ihren protected bike lanes geliefert.
Und das Teilargument, mit dem Auto sei man schneller und Radwege würden den Verkehr behindern? In Berlin beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit übrigens 24 km/h! Und auch das nur, weil die Stadtautobahn hier die Zahl nach oben treibt. Im Berufsverkehr liegt die Geschwindigkeit auf der Leipziger Straße zwischen 10 und 20 km/h. Mehr Fahrräder und Fußgänger würde die Straßen entlasten, so einfach ist das.
3. Mehr Radverkehr führt zu einem angenehmeren Miteinander
Die Strasse gehört nicht den Autos. Das versuchen uns die Autofahrer zwar die ganze Zeit zu erzählen, aber davon profitieren nur einige wenige, während all die Fußgänger, die alten Menschen und die Radfahrer darunter leiden. Das öffentliche Leben auf den Straßen kommt zum Erliegen, da ungenutzte Autos unglaublich viel Raum einnehmen. Weil Bauherren zu faul sind, sich mit dieser Problematik zu beschäftigen, können Sie sich ziemlich billig davon freikaufen. In der Hamburger Innenstadt sind es 10.000 Euro pro Stellplatz, im übrigen Bereich 6.000 Euro. Dafür braucht er dann keine Tiefgarage bauen und der öffentliche Raum wird noch knapper. Bravo.
Wäre es nicht wunderbar, wenn wieder mehr Alte auf die Straße gingen, Kinder dort spielten und sich die Menschen wieder in die Augen blickten, statt ein Haufen einsamer Autofahrer in ihrem Schutzpanzer aus Blech? „Schauen Sie, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind“, sagt Städteplaner Jan Gehl. „Das ist ein ziemlich zuverlässiger Indikator [für die Lebensqualität einer Stadt].“
Die Zukunft der Verkehrsplanung?
In ihrem Brandbrief sprach die Hamburger Handelskammer davon, dass dieser Rückbau den bisherigen „Grundsätzen der Verkehrsplanung“ widerspreche. Na hoffentlich. Diese Grundsätze sind längst überholt. Hamburg versucht hier etwas ins Rollen zu bringen, was nicht nur für die Zukunft der Mobilität unglaublich wichtig wäre, sondern für die Zukunft der Städteplanung und überhaupt des menschlichen Miteinanders.
Wenn die Zukunft nur schon heute wäre…
Beitragsbild: Fahrradweg von Thomas Schlosser, CC BY 2.0
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