Falträder in Shanghai, oder: Mobilität in einer 23 Millionen Metropole
Es ist nicht unbedingt so, dass wir irgendeinen Fetisch für alte Fahrräder haben. Im Gegenteil, wir verfolgen gespannt die modernen Entwicklungen und die neuesten Gadgets rund ums Faltrad. Aber die vielen alten Foldies, die wir bei einem kurzen Besuch in Shanghai überall auf der Straße gesehen haben, fanden wir dennoch ziemlich cool. Alt und klapprig, in bunten Farben, teilweise ziemlich verrostet – Falträder sind hier fester Bestandteil des Alltags!
Mobilität in Shanghai
Shanghai ist eine von diesen chinesischen Millionenstädten, gegen die Berlin und sein manchmal etwas überambitioniertes Ego wie das nette Münster wirkt. Wie ein Münster ohne eine ähnlich gute Fahrrad-Infrastruktur natürlich. Die Infrastruktur von Shanghai hat da ein bisschen andere Dimension: 23 Millionen Menschen auf einer Fläche von 6300 km2. Berlin verteilt seine 3,5 Mio. Menschen übrigens auf 890 km2.
Shanghai brummt. Oder besser gesagt hupt. Egal, ob aus dem Auto oder vom Motorroller, das Hupen auf den Straßen ist allgegenwärtig. Aber es ist kein aggressives Hupen, sondern eher ein „Vorsicht, jetzt komme ich“. Ein wildes Chaos, zusammengehalten durch ein zwangsläufiges Miteinander, schwankend zwischen absolutem Egoismus und notwendiger Rücksichtnahme.
Egoismus trifft auf Rücksicht
Beim Einsteigen in die Metro stürmen alle zu den Sitzplätzen ohne auch nur einen Gedanken an die aussteigenden Gäste zu verschwenden. Andererseits kann man fast jede Straße gefahrlos überqueren, wenn man einfach langsam und mit Blickkontakt zu den Autofahrer hinüber geht – die Fahrer weichen schon aus. Aggression ist Fehlanzeige, man arrangiert sich irgendwie. Anders wäre das wohl auch nicht denkbar bei so vielen Menschen…
Die Zahl der Fahrräder ist – gefühlt – Durchschnitt, immerhin sieht man fast überall breite und gepflegte Radwege. Dagegen gibt es viele Motorroller, Elektrobusse (!) und ein sehr gutes Metro-Netz. Falträder in Shanghai sieht man jedoch relativ oft. Viele unbekannte Marken, mit vielen Kilometern auf dem Buckel, ab und zu mal ein Dahon. Das Faltrad ist Gebrauchsgegenstand.
Übrigens kostet ein Nummernschild in Shanghai knapp 10.000 Dollar.
Eine Maßnahme, um den Autoverkehr in der Stadt einzuschränken, der aber vor allem zu Luxuslimousinen mit Kühlergrills voller Svarowski-Steinen führt. Autos sind auch hier Statussymbole, während weniger gut verdienende Chinesen ein paar Yuan verdienen, indem sie auf ihren alten Fahrrädern haufenweise Pappkartons zum Recyclinghof transportieren.
Fazit: Ein unglaublich spannendes Land mit tollen Menschen, die mit ganz anderen Problemen zu tun hat als wir. Was die Nutzung von Falträdern anbelangt, können wir uns dort einiges abschauen.
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