AUTO Bild vs. Radfahrer – Unser Kommentar
Die Emotionen kochen hoch und die AUTO Bild hat damit wieder mal ihr Ziel erreicht. Auch wir ärgern uns maßlos über die unerträgliche Rhetorik des Artikels, in dem Radfahrer auf eine wirklich schamlose Art verunglimpft werden. Was geht in dem Kopf dieser Redakteure vor? Neben den bereits gute Repliken vom ADFC (unten) oder Radelmädchen wollen auch wir ein paar Worte dazu verlieren.
Das Rad neu erfinden
Aufmerksamkeit war schon immer die Währung der Bild. Doch in Zeiten von Fake News, Empörungswellen und Trolls steht diese Währung unter Druck und wird noch provozierender. Natürlich könnte man nun Faktenchecks und Gegendarstellungen produzieren – der Beitrag des ADFC geht in diese Richtung -, doch die Schlacht gewinnt in der Regel der Erste, der Schnellste, der Lauteste.
Genau wie in der städtischen Mobilität sollte in Zeiten von webbasierten Schlammschlachten ein besonders rücksichtsvoller Umgang gepflegt werden. Im Hinblick auf die Bild grenzt dieser Wunsch an die Neuerfindung des Rades. Doch wir sind optimistisch.
Ein Plädoyer für Rücksicht
Optimistisch müssen wir auch sein. Als Radfahrer würden wir uns sonst kaum mehr auf die Straßen trauen. Wir leben im wahrsten Sinne des Wortes davon, dass wir optimistisch und ohne Blechpanzer unverletzt durch den Stadtverkehr gelangen – traurige Ausnahmen durch tödliche Unfälle ausgenommen. Diese Offenheit, Angreifbarkeit und der Zwang zur Rücksicht sind untrennbar mit dem Fahrrad verbunden. Es ist ein Mittel der Massenbewegung und Demokratisierung, der Erfinder des Fahrrades Karl Drais höchstpersönlich verzichtete auf seinen Adelstitel. Das Fahrrad baut Unterschiede ab und hat unzählige Menschen mobiler und unabhängiger gemacht. Es ist ein sehr nahbares und menschliches Fortbewegungsmittel.
Aus diesem Grund müssen wir auch in solchen Diskussionen Ruhe bewahren. Rücksicht gilt nicht nur im Straßenverkehr – auch wenn hier die aktuelle Kampagne Berlins beispielhaft erwähnt werden soll. Rücksicht gilt überall dort, wo Menschen aufeinander treffen. Bei allen fragwürdigen Fakten ist das der große Kritikpunkt an der AUTO Bild: Sie hat die Menschen weiter auseinander getrieben, statt sie näher zusammenzubringen. So etwas können wir in diesen Zeiten nicht gebrauchen!
Der Mensch dahinter
Diese ganze Gegenüberstellung von Auto vs. Rad ist am Ende des Tages eine unerträgliche Reduzierung. Denn am Ende geht es um den Menschen. Irgendwo gab es diesen Ausspruch eines Städteplaners, ich glaube von Mikael Colville Andersen (Copenhagenize) persönlich, der sagte: „Ich baue keine Städte für Radfahrer. Ich baue Städte für Menschen auf Fahrrädern.“
In diesem Sinne: bleibt menschlich!
Ich hätte gerne mehr von Ihrer Meinung zu diesem Thema gelesen. Aber alles in allem ein sehr toller Beitrag!